Emma Sattler und Guja Youssefi erhalten BKV-Preise für Junges Kunsthandwerk 2025
Auf der Suche nach reduzierten Formen
Inspiration für diese Art von Broschen fand Guja Youssefi schon lange in Drahtbiegearbeiten. Diese Technik begeistert ihn schon lange, doch er hatte es nie richtig in Angriff genommen, aus dieser Technik ein größeres Konzept zu formulieren. „Die Lehre an der Fakultät Gestaltung hat mir diese Linie wieder nähergebracht. Darüber hinaus ist Stahl als Material recht erschwinglich und auch super zu schweißen. Ich suchte nach reduzierten Formen, das wurde uns in der Lehre ans Herz gelegt. Und Gesichter, Masken, Mimiken und deren Gefühlsausdrücke hatten es mir schon immer angetan. Darüber hinaus finde ich bei Masken das Verborgene und das Mysteriöse sehr interessant, ganz gleich, ob es sich nun um eine materielle Maske oder die Verstellung der eigenen Mimik zur Täuschung handelt“, erläutert der Künstler.

Foto: Karina Hagemann

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148 Bewerbungen aus 18 Ländern
Der BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk, den der Bayerische Kunstgewerbeverein seit 2006 jährlich auslobt, würdigt exzellente Nachwuchsleistungen im zeitgenössischen Kunsthandwerk. In diesem Jahr erhielt der Verein 148 Bewerbungen aus 18 Ländern. Das Auswahlverfahren verlief in 2 Stufen: Nach einer Foto-Jury begutachtete eine Objekt-Jury die Werke von 36 Finalist*innen. Die Jury wählte 19 Finalist*innen aus, prämierte schließlich 3 Preisträger*innen, und vergab eine Belobigung.
„Die zunächst schlicht anmutenden Gesichter seiner Arbeiten faszinieren durch eine Tiefe und Ausdruckskraft, die Assoziationen von Beseeltheit und stiller Kommunikation hervorrufen. Auf beeindruckende Weise gelingt es ihm, mit reduziertem Material facettenreiche Geschichten zu erzählen und seinen Objekten eine emotionale Präsenz zu verleihen, die weit über die physische Form hinauswirkt“, schrieb die Jury weiter in ihrer Begründung. „Der Preis bedeutet für mich als Künstler einen Motivationsschub, auch um zukünftig in Messen, Wettbewerbe und Märkte oder auch selbstorganisierte Ausstellungen zu investieren. Es zeigt mir natürlich auch, dass ich etwas Positives in die Gesellschaft gebe und das ich mir für mich die richtigen Gedanken gemacht habe“, erklärt Guja Youssefi.

Foto: Karina Hagemann

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Gut vorbereitet durch das Studium
Durch das Studium fühlt er sich als Absolvent gut auf den Weg als Künstler vorbereitet: „Natürlich waren die Fakultät Gestaltung und vor allem Prof. Melanie Isverding eine ermutigende und wegweisende Instanz. Sowohl durch die ganzen Ausstellungen und Exkursionen, die sie organisiert hat, als auch durch ihre Geduld und ihr Feedback zu meinen Arbeiten. Prof. Melanie Isverding urteilt nicht, sondern regt einen zum Nachdenken an. Auch die einzelnen Dozent*innen und Werkstattleiter*innen standen mit Rat und Tat zur Seite, genau wie meine Familie und Kommiliton*innen“, resümiert Guja Youssefi.
Der BKV-Preis 2025 ist mit 3.000 Euro dotiert, zudem veröffentlicht der Bayerische Kunstgewerbeverein die prämierten Arbeiten in einem Katalog, der in der Schriftenreihe des BKV auf Deutsch und Englisch erscheint. Außerdem umfasst der Preis eine für 3 Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.

Foto: Karina Hagemann

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Belobigung für Emma Sattler
Über eine Belobigung freut sich Emma Sattler, ebenfalls aus dem Kompetenzfeld Metallgestaltung & Schmuck. Ihr Werk „Plis de Ballet – Falten des Balletts“ verleiht dem unsichtbaren Druck gesellschaftlicher Schönheitsideale eine greifbare Form. Die Studentin der HAWK-Fakultät Gestaltung überträgt die Falten ihres eigenen Körpers in gehämmerte und emaillierte Kupferobjekte, die sie mit den Bändern von Spitzenschuhen um die Taille geschnürt trägt. Wie ein Schmuckstück zieren die kupfernen Falten den Körper und dienen zugleich als Schutzschild vor kritischen Blicken der anderen. Zwischen Verletzlichkeit und Stärke sowie Selbst- und Fremdwahrnehmung spannt sich das Werk auf. Gekonnt setzt Emma Sattler Material, Farbgebung und Symbolik ein, um diese Emotionen nach außen zu tragen, verborgene Schönheitsnormen sichtbar zu machen und zum bewussten Hinterfragen anzuregen. Ihr gelingt eine poetische Reflexion über das Spannungsverhältnis zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und der eigenen Identität.
Diese Auszeichnung umfasst den Eintrag im Katalog der Preisträger*innen auf Deutsch und Englisch, der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint.
Mit dem BKV-Preis verfolgt der Bayerische Kunstgewerbeverein das Ziel, herausragende junge Kunsthandwerker*innen unter 35 Jahren weltweit zu fördern und die handwerkliche wie künstlerische Qualität zeitgenössischer Arbeiten sichtbar zu machen.

Foto: Karina Hagemann

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